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ADHS - Mehr als nur Unaufmerksamkeit?

  • kwdi79
  • 2. Feb.
  • 4 Min. Lesezeit

Aktualisiert: 10. Juni

Jeder kennt das Bild vom zappelnden Kind, das sich in der Schule nicht konzentrieren kann. Doch ADHS – die Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung – ist weit mehr als das. Sie gehört zu den häufigsten psychischen Auffälligkeiten im Kindes- und Jugendalter, kann sich aber bis ins Erwachsenenleben fortsetzen und äußert sich dort oft völlig anders.


Chaos im Kopf? ADHS (englisch: ADHD) kann im Alltag viele Formen annehmen.
Chaos im Kopf? ADHS (englisch: ADHD) kann im Alltag viele Formen annehmen.

Auch gibt es große Unterschiede zwischen Männern und Frauen, was die Symptomatik betrifft. Doch was genau steckt hinter ADHS, welche Symptome treten auf, und welche Möglichkeiten der Unterstützung gibt es?


Was ist ADHS?


ADHS ist eine neurobiologische Störung, die sich durch drei Hauptsymptome auszeichnet:

  • Unaufmerksamkeit: Betroffene haben Schwierigkeiten, sich über längere Zeit auf eine Aufgabe zu konzentrieren, sind leicht ablenkbar und wirken oft vergesslich.

  • Hyperaktivität: Ein ausgeprägter Bewegungsdrang führt dazu, dass Kinder und auch Erwachsene ständig in Bewegung sind, unruhig wirken oder nicht stillsitzen können.

  • Impulsivität: Handlungen werden oft ohne nachzudenken ausgeführt. Das zeigt sich in schnellen Antworten, Unterbrechungen in Gesprächen oder unüberlegten Entscheidungen.

Nicht immer treten alle Symptome gleich stark auf. Bei manchen Menschen überwiegt die Unaufmerksamkeit, ohne dass eine ausgeprägte Hyperaktivität vorhanden ist – in diesem Fall spricht man von ADS (Aufmerksamkeitsdefizitsyndrom).


Neben einer medikamentösen Therapie gibt es viele weitere Möglichkeiten mit ADHS umzugehen.
Neben einer medikamentösen Therapie gibt es viele weitere Möglichkeiten mit ADHS umzugehen.

ADHS im Erwachsenenalter – andere Symptome als bei Kindern

Früher bestand die Annahme, dass ADHS eine Beeinträchtigung ist, die nur für Kinder und Jugendliche zutreffend ist. Seit einigen Jahren weiß man, dass ein drittel aller Betroffenen auch im Erwachsenenalter noch ADHS Syptome aufweisen. Während ADHS bei Kindern oft mit Hyperaktivität verbunden ist, zeigt es sich bei Erwachsenen häufig anders. Meist haben die Betroffenen Strategieen erlernt, damit umzugehen und weniger auffällig zu sein. Statt körperlicher Unruhe äußert sich ADHS hier oft durch:


  • Innere Unruhe und Gedankensprünge

  • Vergesslichkeit und Desorganisation

  • Emotionale Impulsivität und Stimmungsschwankungen

  • Schwierigkeiten in Beziehungen und am Arbeitsplatz

  • Prokrastination und Probleme mit der Selbstmotivation


Viele Erwachsene mit ADHS wurden in ihrer Kindheit nicht diagnostiziert und kämpfen mit den Herausforderungen im Alltag, ohne genau zu wissen, warum.


Zeitverständnis, Planung und Organisation können mit ADHS zu einer absoluten Herausforderung werden.
Zeitverständnis, Planung und Organisation können mit ADHS zu einer absoluten Herausforderung werden.

Unterschiede zwischen Männern und Frauen mit ADHS

Frauen mit ADHS werden oft später diagnostiziert, da ihre Symptome häufig anders aussehen als bei Männern. Während Jungen häufiger durch auffälliges Verhalten und Hyperaktivität auffallen, zeigen Mädchen oft eher:


  • Tagträumen und Verträumtheit

  • Emotionale Sensibilität und Überanpassung

  • Perfektionismus und Selbstzweifel

  • Erschöpfung durch dauerhafte Überlastung


Dadurch wird ADHS bei Frauen oft übersehen oder als Angststörung oder Depression fehldiagnostiziert.


Wie wird ADHS diagnostiziert?

Nicht jedes Kind oder jeder Erwachsene, der lebhaft oder unkonzentriert ist, hat automatisch ADHS. Die Diagnostik ist eine sogenannte Ausschlussdiagnostik, da es "den" ADHS-Test nicht gibt. Die Diagnose erfolgt durch spezialisierte Fachkräfte wie z.B. Kinder- und Jugendpsychiater. Dabei müssen die Symptome mindestens sechs Monate lang in verschiedenen Lebensbereichen (z. B. Schule, Familie, Beruf) auftreten und zu deutlichen Einschränkungen bzw. einem Leidensdruck führen.


Nicht nur bei Kindern, auch bei Erwachsenen kann ADHS noch diagnostiziert werden.
Nicht nur bei Kindern, auch bei Erwachsenen kann ADHS noch diagnostiziert werden.

Ursachen und Einflussfaktoren

Die genauen Ursachen von ADHS sind noch nicht vollständig geklärt, doch es gibt Hinweise darauf, dass eine Kombination aus genetischen, neurobiologischen und umweltbedingten Faktoren eine Rolle spielt. Untersuchungen zeigen, dass bestimmte Botenstoffe im Gehirn, insbesondere Dopamin, bei ADHS anders arbeiten als bei Menschen ohne diese Störung. Auch frühe Belastungen während der Schwangerschaft, familiäre Faktoren oder psychosoziale Einflüsse können eine Rolle spielen.


Behandlungsmöglichkeiten bei ADHS

Die gute Nachricht: Es gibt verschiedene Ansätze, um Betroffene gezielt zu unterstützen. Die Behandlung erfolgt individuell und kombiniert verschiedene Maßnahmen:

  • Verhaltenstherapie: Kindern und Jugendlichen hilft sie, Impulse besser zu steuern und Strategien zur Selbstorganisation zu entwickeln.

  • Eltern- und Lehrertraining: Eltern und Lehrkräfte lernen, wie sie den Alltag strukturieren und das Kind gezielt unterstützen können.

  • Medikamentöse Therapie: In manchen Fällen werden Medikamente wie Methylphenidat eingesetzt, um die Konzentrationsfähigkeit zu verbessern. Dies geschieht jedoch immer unter ärztlicher Aufsicht.

  • Strukturierter Alltag: Klare Tagesabläufe, regelmäßige Pausen und bewegungsreiche Freizeitaktivitäten helfen Betroffenen, besser mit den Herausforderungen umzugehen.

  • Systemische Beratung: Ein ganzheitlicher Ansatz mit großer Wirkung: Mit Betrachtung auf das Umfeld und viele verschiedene Einflussfaktoren kann bei der Beratung eine optimale Wirkung erzielt werden.


Auch für Erwachsene gibt es gezielte Therapieansätze, darunter Coaching für ADHS-Betroffene, strukturierte Arbeitsmethoden und gegebenenfalls medikamentöse Unterstützung.



Systemische Beratung als wertvolle Unterstützung bei ADHS

Neben den klassischen Behandlungsmethoden kann auch die Systemische Beratung bzw. Therapie eine wertvolle Unterstützung für Menschen mit ADHS bieten. Dieser ganzheitliche Ansatz betrachtet nicht nur den Einzelnen, sondern auch sein Umfeld – Familie, Freunde, Arbeitsumfeld – und hilft, individuelle Lösungsstrategien zu entwickeln. Systemische Beratung kann dabei unterstützen, Selbstbewusstsein zu stärken, Beziehungen zu verbessern und praktische Strategien für den Alltag zu erarbeiten. Besonders wertvoll ist diese Methode, weil sie nicht nur auf die Symptome fokussiert, sondern auch auf die individuellen Stärken und Ressourcen der Betroffenen.



Wo gibt es Hilfe?

In Deutschland gibt es zahlreiche Anlaufstellen für Menschen mit ADHS. Das Zentrale ADHS-Netz bietet umfassende Informationen für Betroffene und Angehörige. Auch Fachorganisationen wie die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) oder das Robert Koch-Institut (RKI) stellen wertvolle wissenschaftliche Erkenntnisse bereit (Bundesgesundheitsministerium, 2023).



Fazit: ADHS verstehen und damit umgehen

ADHS ist weit mehr als ein „Zappelphilipp-Syndrom“. Es ist eine komplexe Störung, die individuell unterschiedlich ausgeprägt ist und nicht nur Kinder betrifft, sondern auch Erwachsene – oft mit anderen Symptomen. Besonders bei Frauen wird ADHS oft übersehen oder erst spät erkannt. Mit der richtigen Unterstützung und gezielten Maßnahmen können Betroffene lernen, ihre Stärken zu nutzen und ihren Alltag besser zu bewältigen.

Zusätzlich kann auch die Systemische Beratung bei ADHS helfen. Durch ihren ganzheitlichen Ansatz und die Einbeziehung des familiären und sozialen Umfelds bietet sie wertvolle Unterstützung, insbesondere durch eine langfristige Betreuung und die Entwicklung individueller Lösungsstrategien.


Haben Sie Fragen zu ADHS oder suchen Sie Unterstützung? Lassen Sie sich professionell beraten!



 
 
 

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